grenzen sprengen

Karl Egloff ist Extrembergsteiger, Speedclimbing-Rekordhalter und La-Sportiva-Athlet. Im Rahmen seines Seven-Summits-Projekts steht als nächstes die Speed-Besteigung des Mount Everests auf dem Programm.

Als Sohn einer Ecuadorianerin und eines Schweizers sind für ihn Grenzen seit jeher fliessend. Und er hat Grosses vor: Dieses Frühjahr will Karl Egloff den Mount Everest in Rekordzeit erklimmen – vom Basislager zum Gipfel und zurück, ganz ohne künstlichen Sauerstoff und das so schnell wie nur menschenmöglich!
Die Besteigung des höchsten Bergs der Welt ist Teil seines „Seven Summits“-Projekts. Im Rahmen dieses Vorhabens möchte Karl Egloff alle Gipfel der Seven Summits (die höchsten Berge jedes Kontinents) in Rekordzeit besteigen. Vier von sieben Rekorde gehen bereits auf sein Konto!
 

Aconcagua, 6962m, Südamerika

8Std 49min | 2019

 

Denali (McKinley), 6190m, Nordamerika

11Std 44min | 2019

 

Elbrus, 5642m, Europa

4Std 20min | 2017 

 

Kilimanjaro, 5895m, Afrika

6Std 42min | 2014


 

Risikomanagement ist das A und O. Am Tag X muss einfach alles zusammenpassen: Fitness, Wetter, das Aufkommen am Berg. Ich bin gut vorbereitet und hoch motiviert, aber ich gehe kein Risiko ein.

Karl Egloff

Das, was Karl Egloff vorhat, könnte man schon als verrückt bezeichnen. Die Besteigung des höchsten Bergs der Welt ohne Sauerstoff ist schon ein riskantes Unterfangen. Den Mount Everest ohne Sauerstoff und zusätzlich auch noch so schnell wie nur möglich zu besteigen, klingt eher nach Wahnsinn. Da haben wir ein paar Fragen.

Wie kommt es, dass du die Berge so schnell wie möglich besteigen möchtest?

Karl Egloff: Ich hatte das grosse Glück von Kindesbeinen an mit meinem Vater, der Bergführer war, die Berge zu entdecken. Die Umgebung ist mir vertraut, so ging ich immer schneller und habe immer schwierigere Routen gewählt. Zum Speedclimbing kam ich dann aus purem Zufall. In Ecuador, wo ich mein Leben lang gelebt habe, kannte man diese Art von Sport nicht. Als mich ein Bergführer-Kollege eingeladen hat, mit ihm den Cotopaxi (5897m) ungesichert und gegen die Zeit zu besteigen, wendete sich das Blatt. Denn ich habe im allerersten Versuch den Weltrekord gebrochen und meine Passion für Speedclimbing war geboren.

Als erfahrener und aktiver Bergführer, ehemaliger Mountainbike-Profi und Speed-Climber sind Berge deine Welt. Aufgewachsen bist du in den Anden, jetzt lebst du mit deiner Familie im Alpenraum. Wo fühlst du dich mehr zuhause?

Karl Egloff: Mein Zuhause ist dort, wo sich meine Familie wohlfühlt. Wir hatten eine schwierige Zeit in Ecuador. Wir wurden entführt, mit Waffen bedroht und über mehrer Stunden festgehalten. Nach der Freilassung haben wir uns im Haus eingeschlossen, aus Angst, dass uns das wieder passieren könnte. So musste ich einsehen, auch wenn du die schönsten und höchsten Berge vor der Haustüre hast, sie aber nicht besteigen kannst, relativiert sich die gesamte Situation. Hier in der Schweiz fühlen wir uns sehr wohl, frei und glücklich. Wir schätzen die Sicherheit, ein komplett neues Lebensgefühl für uns alle. Noch dazu bietet die Schweiz ein unglaubliches Bergpanorama mit vielen Möglichkeiten in alle Himmelsrichtungen.

Dein nächstes grosses Ziel ist der Mount-Everest-Weltrekordversuch. Welche besonderen Herausforderungen siehst du bei dieser Expedition?

Karl Egloff: Da gibt es einige. Neben den alpinistischen Herausforderungen habe auch einen grossen, natürlichen Respekt vor dem Mount Everest. Ich werde ohne Sauerstoff unterwegs sein und mich lange Zeit in der Todeszone bewegen. Wie der Körper auf den Sauerstoffmangel reagieren kann, habe ich 2022 am Makalu (8482 m) selbst erlebt. Ich litt beim Abstieg unter starken Halluzinationen und horrenden Magenkrämpfen. Weitere Risikofaktoren sind der grosse Andrang an den Fixseilen und natürlich das Wetter.

Du hast dich zuhause intensiv auf die Höhe und auf die Todeszone vorbereitet. Wie sieht die Akklimatisierung vor Ort aus?

Karl Egloff: Ich werde mich rund 15 Tage am Mera Peak (6.467 m) akklimatisieren, bevor ich ins Everest Base Camp gehe. Dort plane ich mehrere Rotationen bis zur Todeszone. Statt klassisch schrittweise aufzusteigen, will ich direkt nach dem Mera Peak die Todeszone erreichen, um genügend Erholungszeit zu haben. Je näher der Besteigungstermin rückt, desto weniger Zeit werde ich in grosser Höhe verbringen, um auf meine Regeneration zu achten.

Wie findest du vor Ort das ideale Zeitfenster für den Weltrekordversuch?

Karl Egloff: Es ist sicher nicht einfach. Bei allen anderen Besteigungen war ich alleine am Berg und konnte mir den Tag des Rekordversuchs nach meiner Form sowie dem Wetter aussuchen. Am Mount Everest geht das nicht. Hier sind hunderte andere Menschen am Berg, die das selbe vorhaben. Ich muss somit extrem geduldig sein und strategisch vorgehen. Auf keinen Fall starte ich den Versuch, wenn zu viele andere Bergsteiger unterwegs sind. Es ist schlichtweg zu riskant in den Fixseilen ohne Sauerstoffflaschen Schlangen zu stehen. Somit bietet sich realistisch gesehen einzig ein Zeitfenster Ende Saison. Dann, wann die Masse nach Hause geht, aber bevor der Monsun kommt.

Welche Rolle spielt mentales Training in deiner Vorbereitung?

Karl Egloff: Risikomanagement ist das A und O. Den Everest kannst du auf keinen Fall besteigen, wenn hundert andere auf der Route und in den Fixseilen unterwegs sind. Du kannst auch nicht hoch, wenn das Wetter unsicher ist, da du nur ein Minimum an Kleidung trägst. Du kannst ebenfalls nicht hoch, wenn du die Höhe nicht tolerierst, da du ohne Sauerstoffflaschen viel mehr Zeit in der Anpassungsphase brauchst. Dann kommen da noch alle Risiken, die der Berg von Natur aus mit sich bringt und uns allen bekannt sind. Wichtig ist für mich nur Eines: wieder heil und gesund zurück zu kehren.

Wie sieht deine Regeneration aus?

Karl Egloff: In dieser Höhe (Basislager 5364m) ist die Regeneration stark verlangsamt. Darum habe ich fast sechs Monaten intensiv Höhentraining zu Hause mit Hypoxico simuliert. Das hilft mir vor Ort zu regenerieren und zu schlafen, was entscheiden sein wird.

Was gehört zu deiner Grundausrüstung als Speedclimber?

Karl Egloff: Ich passe Ausrüstung und Kleidung jeweils der Temperatur und Höhe meiner Tour an. Ziel ist immer, möglichst wenig Gewicht mitzutragen, aber dennoch für Unerwartetes oder eine Notsituation gerüstet zu sein. Am Mount Everest werde ich aus Gewichtsgründen statt der schweren 8000m-Bergschuhe leichtere, für 6000m konzipierte Schuhe testen. In einem luftdicht verschliessbaren Beutel trage ich alles Nötige mit: Powerfood, ausreichend Wasser und genug Kleidung.

Wie kann man deinen Weltrekord-Versuch mitverfolgen?

Karl Egloff: Janine Geigele wird meine Kommunikation leiten. Auch meine Social-Media-Kanäle werde ich so gut ich kann ajour halten.

 

Bei der Ausrüstung besteht die Herausforderung darin, aufgrund des Gewichts nur das Nötigste mitzutragen, aber dennoch für einen Notfall gerüstet zu sein.

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